Dieser Trail ist anders. Er existierte schon lange bevor es Fahrräder, geschweige denn vollgefederte Mountainbikes gab. Aber hätte man die Einheimischen vor hundert oder zweihundert Jahren nach dem Weg gefragt, hätten sie wahrscheinlich mit dem Kopf geschüttelt. „Dort oben gibt es keinen Weg“, hätten sie mit Nachdruck gesagt, obwohl natürlich viele insgeheim von ihm wussten. Kein Wunder, denn der heutige Grenztrail, der an der österreichisch-italienischen Grenze von der Passhöhe des Timmelsjochs hinunter nach Sölden führt, war seit eh und jeh ein Geheimtipp, den nicht jeder kennen durfte...
Land: Österreich
Ort: Sölden/ Ötztal
Länge: 1200 Höhenmeter
Schwerpunkt: Trail/ Enduro
Schwierigkeitslevel: mittel
Ort: Sölden/ Ötztal
Länge: 1200 Höhenmeter
Schwerpunkt: Trail/ Enduro
Schwierigkeitslevel: mittel
Jahrhundertelang schlichen auf dem Pfad Schmuggler bei Nacht und Nebel über die Grenze und riskierten in den Bergen für ein kleines Zubrot nicht selten ihr Leben. Die Schmuggler sucht man heute vergebens, aber ihr Pfad ins Tal ist geblieben und kann von Mountainbikern unter die Reifen genommen werden.
Ausgangspunkt ist der Parkplatz auf der Passhöhe am Timmelsjoch auf gut 2500m. Von dort aus windet sich der Weg nach Sölden über ca. 1200 Höhenmeter hinab ins Tal. Die Orientierung fällt auch Ortsunkundigen leicht, da der Singletrail vom Parkplatz der Passhöhe bis nach Sölden vorbildlich mit gelben Schildern markiert ist. Bevor es Richtung Tal geht noch ein kurzer Blick auf die beeindruckende Berglandschaft rund um das Timmelsjoch: Bei gutem Wetter hat man einen herrlichen Panoramablick auf die Dolomiten im Süden und den Ötztaler Gletscher im Norden und Westen. Genug gestaunt – let´s roll! Auf den ersten 400 Höhenmetern bietet sich dem Biker ein karges Bild. Die schroffe, hochalpine Landschaft beherbergt nur Moose und Flechten. Der Trail verläuft steil bergab und fordert auch engagierten Mountainbikern einiges ab. Gerade die im Hang liegenden Spitzkehren bringen Novizen schnell ans Limit. Wer noch Nachholbedarf in Sachen Fahrtechnik hat, sollte die Straße Richtung Sölden nehmen und die Fahrt auf dem kreuzenden Trail nach der Brücke über den Timmelsbach aufnehmen. Fortgeschrittene genießen den herausfordernden Ritt auf dem ca. 50cm breiten Hochgebirgs-Singletrail, der sich ohne große Absätze ins Tal schlängelt. Steine muss man in diesem Abschnitt nicht fürchten. Der Boden ist sandig, und auf den steilen Passagen zieht man ordentliche Rillen in den feinen Gletscherschliff. Nach zwei Kilometern Wegstrecke kreuzt der Trail die Timmelsjoch Hochalpenstraße. Vor allem am Wochenende und bei Sonnenschein sollte man auf die motorisierten Zweiräder Acht geben, die sich auf der Hochalpenstraße an Kurven und Aussicht erfreuen. Die Vegetation ist hier bereits wesentlich grüner. Man bleibt auf der Straße und teilt sich die Brücke über den dahinplätschernden Timmelsbach mit den Autos. Kurz hinter der Brücke geht es links ab zurück ins Gelände. |
Ein kurzes Gefälle pusht einen in den Südhang des Ötztals zwischen den typischen Zirbelkiefern hindurch Richtung bewaldeter Zone. Der Trail ist wellig und auf dem Grasboden, auf dem sich die Fahrbahn als Trampelpfad abzeichnet, fährt es sich, als hätte man gefühlte 30mm Federweg mehr. So bleibt genug Zeit, um einen Blick auf die gegenüberliegende Talseite zu werfen, auf der sich die ersten idyllisch gelegenen Almen und grasende Kühe abzeichnen. Richtung Gurgl wird der Trail allmählich breiter und führt durch dichten Wald. Die Schmuggler von früher konnten sich spätestens hier erleichtert freuen, unentdeckt geblieben zu sein. Und auch der neuzeitliche Biker hat allen Grund zur Freude: Das Anbremsen der leichten Serpentinen wird auf dem griffigen Waldboden zum Suchtmittel. Locker gleitet man der Almhütte Sahnestüberl entgegen, und wer nicht auf Rekordzeit fährt, kann sich auf der Terrasse der Almhütte mit Kaiserschmarrn und Apfelstrudel für die letzten 400 Höhenmeter stärken.
Wohl genährt geht es nun talauswärts Richtung Zwieselstein. Der Trail verläuft weiter durch den Wald, ist entspannt zu fahren und birgt keine Tücken, dafür aber sehenswerte Natur. Nachdem man den Timmelsbach erneut überquert hat, lädt ein Wasserfall zum Anhalten oder doch zumindest zum Bewundern im Vorbeifahren ein. Kurzzeitig kommen Zweifel auf, ob man gerade auf einem Singletrail in Tirol unterwegs ist oder durch ein Märchenbuch cruist. Seit dem Sahnestüberl baut man nur gemächlich Höhenmeter ab. Es folgt ein kurzes, aber schwieriges Bergaufstück auf nassem, steinigem Geläuf und weitere drei Kilometer lockeres bergauf-bergab. Vor Zwieselstein wird der Trail zunächst zu einem breiten Fußweg, bis er auf den letzten 200 Höhenmetern zu einer Schotterpiste für Landmaschinen mutiert. Von Zwieselstein, wo sich das Tal in Ventertal und Gurgltal zwieselt... Pardon! ...teilt, kann man die letzten 100 Höhenmeter entweder direkt an der Straße abfahren oder die Kühtrainschlucht Richtung Sölden nehmen. Dort empfängt den Biker ein gut ausgebauter, einfach zu fahrender Singletrail, der nur von zwei kurzen Schiebestrecken unterbrochen wird und spektakuläre Blicke auf die Ötztaler Ache bietet, die sich bei Raftingfreunden großer Beliebtheit erfreut. |
In Sölden angekommen, orientiert man sich am besten an der Gaislachkogelbahn und kann im „G’s Café“ des Hotels Bäckelar Wirt Rennradfahrer und Mountainbiker treffen, um sich für die Auffahrt zur nächsten Runde vom Timmelsjoch mit Wingmen zu versorgen. Aber Vorsicht! Runter kommt man über den ehemaligen Schmugglertrail in einer guten Stunde, rauf dauert es über die Timmelsjoch Hochalpenstraße auch bei sehr guter Kondition mindestens eineinhalb Stunden!
Der Grenztrail vom Timmelsjoch bietet grandiose Ausblicke und Natur pur. Auf dem hochalpinen Streckenabschnitt sollte man wissen, wo die eigenen Grenzen sind und zur Not die Straße nehmen. Weiter unten kommen auch Anfänger voll auf ihre Kosten. Und im Vertrauen: Noch ist der Grenztrail vom Timmelsjoch ein echter Geheimtipp. Deshalb sollte man es machen wie die Einheimischen damals mit dem Schmuggelpfad: Nichts verraten und selber fahren! Biken im Ötztal. Dem Höhepunkt Tirols - Facts & Figures: Von gemütlichen Radwegen unten im Tal bis hin zu den Singletrails am Berg - die ausgeforschten Routen führen von blühenden Almenwiesen bis hin zu spektakulären Geröll-Pisten. Dabei wird nicht nur die wunderschöne Aussicht und Bergkulisse genossen, sondern auch kräftig in die Pedale getreten.
Weitere Infos unter www.oetztal.com/biken oder www.biken.oetztal.com |